Beziehung und Verletzung – Beziehung und Heilung

Viele Menschen haben in ihrer Kindheit nicht die Sicherheit und Resonanz erfahren, die sie gebraucht hätten. Es geht dabei nicht immer um spektakuläre oder gewaltvolle Ereignisse, sondern oft um stille, anhaltende Formen der Überforderung oder Vernachlässigung: Momente oder Phasen, in denen ein Kind sich nicht gesehen, nicht gehalten, nicht geschützt fühlte.

Diese frühen Beziehungserfahrungen – seien es körperliche oder emotionale Grenzverletzungen, sexualisierte Gewalt oder das wiederholte Übergehen kindlicher Bedürfnisse – prägen die Art und Weise, wie wir später lieben, vertrauen, uns öffnen oder schützen. Sie hinterlassen Spuren in unserem Bindungsverhalten – und sie können in späteren Beziehungen erneut berührt oder aktiviert werden.

Gleichzeitig liegt gerade in unseren heutigen Beziehungen auch eine Chance auf Heilung. Wenn wir einander mit Achtsamkeit und Ehrlichkeit begegnen, wenn wir lernen, eigene Wunden wahrzunehmen und dem anderen mitzuteilen, kann etwas in uns weich werden und sich erneuern.

Ein besonders schmerzhafter Bereich ist das Erleben von Untreue in monogam vereinbarten Beziehungen. Für viele ist das Fremdgehen des Partners oder der Partnerin nicht nur ein Vertrauensbruch, sondern eine Erfahrung, die alte Ohnmachts- oder Verlassenheitsgefühle wachruft – mitunter in traumatischer Wucht. Auch das kann heilen. Nicht durch schnelles Verzeihen oder ein „Weiter so“, sondern durch ein gemeinsames, aufrichtiges Hinschauen und ein tiefes Verstehen.

Eine der am häufigsten geäußerten Wünsche, die Menschen in die Paarberatung führen, ist:
„Ich möchte meinem Partner wieder vertrauen können.“

Beziehung kann verletzen – und Beziehung kann heilen.